Abtreibung – warum ich meine Meinung geändert habe
Diese Frage habe ich im Rahmen meines heutigen Q&As auf Instagram gestellt bekommen:
„Hat sich durch deine Dekonstruktion deine Meinung über Abtreibung geändert?“
Ich habe mich dadurch daran erinnert, dass ich bereits vor ein paar Wochen einen Text zu diesem Thema verfasst, aber bis heute nicht veröffentlicht hatte.
Das Thema ist sehr vielschichtig und der Text spiegelt meine aktuellen Gedanken wider. Schreibt mir gerne, was euch bewegt – auch wenn ihr anderer Meinung seid.
Aber bitte vergesst nicht, dass hier eventuell Personen mitlesen, die durch gewisse Kommentare verletzt werden könnten. Ich glaube nämlich, die Entscheidung für eine Abtreibung ist nie leichtfertig und bedeutet für viele Frauen ein großes Hadern.
Danke!
Warum ich meine Meinung geändert habe:
Abtreibung – ein polarisierendes Thema, bei dem ich bereits als Fundamentale ahnte: So einfach und schwarz-weiß, wie es oftmals rübergebracht wird in christlichen Kreisen, ist es nicht.
Ich erinnere mich an einen Post von vor zwei Jahren, bei dem Johannes Hartl ein Plädoyer gegen Abtreibung hielt und dafür aktuelle Gesetzesänderungen bzgl. Kükentöten aufgriff.
Im Juni 2021 (Pride Month) griff ich diesen auf und veröffentlichte einen sehr umstrittenen Post mit dem Titel: „Unter falscher Flagge“. Ich konnte nicht richtig nachvollziehen, warum Leute für Abtreibung sind, aber gleichzeitig auf Menschenrechte und Diversität pochen. „Gebt doch auch den Ungeborenen ihre zustehenden Menschenrechte und macht damit die Welt diverser!“, so dachte ich damals.
Die Reaktionen auf den Post waren immens – viel zustimmender Applaus aus der konservativen Ecke, aber auch viele kritische Anfragen aus anderen Ecken des Netzes. Anfragen, die mich schon damals ein wenig zum Nachdenken brachten.
Heute, zwei Jahre später, ist das Thema für mich immer noch schwer. Würde mich aber jemand fragen, ob ich für Abtreibung bin, würde ich folgendes antworten:
Jain.
Zum einen weil ich mittlerweile einen starken Unterschied darin sehe, ob die Entscheidung mich selbst oder eine andere Person betrifft, zum anderen weil ich das Thema heutzutage wesentlich differenzierter und ganzheitlicher betrachte.
Denn bei Abtreibung geht es nicht nur um das ungeborene Leben, sondern auch um das Leben der Mutter.
Das war mir früher weniger wichtig.
Ich selbst möchte nach wie vor niemals ein Kind abtreiben. Das könnte ich nicht mit meinem gottgegebenen Gewissen vereinbaren.
Außerdem glaube ich von Herzen daran, dass wenn ich in meiner aktuellen Lebenssituation (glücklich verheiratet, fester Job, stabile Wohnsituation) ungewollt schwanger werden würde, das dennoch ein Geschenk Gottes wäre und Gott Thomas und mich versorgen und durchtragen würde.
Ich würde diese Entscheidung für ein Kind aber niemals einer anderen Person aufzwingen.
Vielleicht hat die Person keine gesunde und glückliche Partnerschaft, in der ein Kind wohlbehütet aufwachsen kann. Vielleicht hat sie nicht die finanziellen Mittel, um ein Kind zu versorgen. Vielleicht ist die Wohnsituation kompliziert. Vielleicht ist die Person psychisch stark belastet. Vielleicht ist etwas ganz anderes im Leben dieser Person los, das ihr die Entscheidung für ein Kind so hinderlich macht.
Ich weiß nicht, was das Herz einer anderen Person bewegt.
Ich würde mir natürlich wünschen, dass keine Kinder abgetrieben werden und dass man Menschen stattdessen genug Perspektiven aufzeigen kann (bspw. Adoption).
Aber mein Wunschdenken entspricht leider nicht der Realität. Nicht jeder Mensch hat das Glück, in einer Heile-Welt-Bubble aufzuwachsen. Nicht jeder hat ein unterstützendes Umfeld.
Wie kann ich dann meinen Finger erheben und Menschen die Schuld geben oder ein schlechtes Gewissen machen, wenn sie eine Entscheidung getroffen haben, um irgendwie zu überleben?
Ich will nicht mehr über andere Menschen und ihre Beweggründe und Taten urteilen. Wenn Personen in meinem Umfeld schwanger werden und eine Abtreibung in Betracht ziehen würden, möchte ich an ihrer Seite bleiben. Nicht den Zeigefinger erheben.
Bist du für oder gegen Abtreibung? Warum?
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